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Tag
8
Ich
werde durch Maschinengewehrsalven geweckt! Das habe ich auch noch
nicht erlebt. Saddam Hussein wurde gefasst und die Soldaten gegenüber
auf der Army Base feuern Freudenschüsse ab. Auf allen Kanälen wird
berichtet.
Und
alle Politiker fordern die Todesstrafe. Kein Wunder, denn hier sind
nächstes Jahr Wahlen. Alle Taxifahrer, mit denen ich gesprochen habe,
sagen einen Sieg für Bush voraus und in vier Jahren sei dann Hillary
Clinton an der Reihe. Wir werden sehen. Übrigens sind wir hier im
tiefsten Bible Belt und die Menschen tief religiös. Ich habe öfters
erlebt, dass man mir auf eine normale Frage als Antwort aus der Bibel
zitiert hat. Kirchen gibt es an jeder Ecke und zwar von allen
christlichen Konfessionen.
Im Fernsehen habe ich hier drei Bibelkanäle und zwei Kanäle nur mit
Gospelmusik und Christian Pop. Sogar beim Casting sangen viele Leute
"Christian Country", sehr speziell.
Kurz vor eins komme ich in der
Mall an und sehe zum ersten mal alle Finalisten. Es sind 14 von
ursprünglich 160 und die Auswahl ist wirklich wieder erstaunlich.
Einige Talente, die ich ganz vorne gesehen habe, sind wie schon in
Atlanta nicht weiter gekommen. Anessa ist dabei, sie hat bei der
letzten Staffel hier gewonnen und es zu den Regionals geschafft. Sie
erzählt mir, wie es dort zugeht. Die Nashville Star Band probt mit den
Teilnehmern zwei Songs ein und die Jury sowie die Fernsehzuschauer
wählen hier die endgültigen Finalisten aus, die in die Villa an der
Music Row einziehen.
Es ist Sonntag nachmittag und die Mall ist brechend voll von
Weihnachtseinkäufern, Fans, Familienangehörigen und den Mitarbeitern
von USA Network, CMT und NBC. Ich bin heute als Dritter dran, und
diesmal singe ich nicht wie im Atlanta-Finale "Brokenheartsville"
sondern wieder "Who´s Your Daddy". Ich bedanke mich nochmal bei der
Jury, dass ich soweit gekommen bin. In der OK Opry aufzutreten war
wirklich ein Höhepunkt. Auch wenn ich es heute nicht schaffen sollte,
die Meilen haben sich gelohnt. Dann noch Becky´s Song. Auch hier dürfen
in der Finalrunde die Juroren Fragen stellen, einige Teilnehmer werden
auch noch mal weggeschickt, um später mit einem anderen Titel zu
zeigen, was in ihnen steckt. Mich hatte es besonders schlimm erwischt.
Vor mir hatte schon jemand "Independence Day" gesungen und die
patriotische Stimmung angeheizt. Saddam ist gefasst, wir sind auf dem
richtigen Weg. Nun fragt mich doch die Jurysprecherin, was ich davon
halte, dass die Deutschen sich nicht mit Truppen im Irak beteiligt
haben.
Was soll ich denn da im Fernsehen antworten? Da kann man eigentlich nur
ins Fetttnäpfchen treten. Doch ich hatte die rettende Idee. Statt
überhaupt was zu sagen, singe ich den Refrain von "Where Were You When
the World Stopped Turning" von Alan Jackson: "I´m just a singer of
simple songs, I´m not a real political man. I watch CNN and I´m not
sure I can tell you the difference in Iraq and Iran. But I know Jesus
and I talk to God..." Situation entschärft, die Leute klatschen und ich
darf von der Bühne.
Nachdem alle Teilnehmer gesungen haben, berät
sich die Jury rund 50 Minuten. Wir müssen wieder auf die Bühne,
Pressefotos, Sponsorenbilder und dann wird das Ergebnis verkündet: Die
Gewinner des Oklahoma-Finales sind Keista Thompson und Waylon Henley.
Mit Keista habe ich mich heute länger unterhalten, nettes Girl, das mit
ihrer Familie angereist ist. Waylon habe ich nur flüchtig
kennengelernt. Aber er überzeugt durch seinen Witz, den Charme eines
echten Rednecks und eine druckvolle, sonore Stimme. Tja, hier ist
erstmal Schluß für mich. Ich verabschiede mich von den anderen und dem
TV-Team und hoffe auf eine Wild Card. Dann geht es ins Hotel, Koffer
packen und realisieren, was in dieser kurzer Zeit alles passiert ist.
to be continued...
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